Heinrich Wirth

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Heinrich Wirth (* 20. Juni 1902 in Berlin-Wedding; † 9. Januar 1978 in Berlin-Spandau) war ein Ingenieur für Vermessungstechnik

Biografie

Heinrich Wirth wurde als Sohn von Otto Franz August Wirth (* 14. März 1873 in Labes/Pommern) und der Emma Johanna Wirth, geb. Hoyme (* 27. November 1878 in Mittel-Teutschental) geboren. Sein Vater arbeitete als Tapezierer und Bankangestellter, im Ersten Weltkrieg (1914–1918) war er Soldat bei den Maikäfern.

1902–1937

Heinrich Wirth wurde am 25. Dezember 1902 in der Dankeskirche der evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Wedding getauft. Er besuchte ab 1908 die Volksschule, die er am 30. September 1916 mit der mittlerer Reife abschloss. Vom 1. Oktober 1916 bis zum 30. September 1920 erhielt er eine Lehrausbildung als Vermessungstechniker im Privat-Vermessungsbüro R. Schmitt, Berlin, wo er dann vom 1. Oktober 1920 bis zum 31. Dezember 1921 als ausgebildeter Vermessungstechniker tätig war. Vom 1. Januar 1922 bis zum 15. Februar 1925 übte Heinrich Wirth eine landmesserische Tätigkeit in der Union Baugesellschaft, Berlin aus.

In den Jahren 1920 bis 1925 besuchte er neben der Hauptbeschäftigung als Vermessungstechniker verschiedene Lehrgängen für Hoch- und Tiefbau. Am 7. Juli 1924 legte er ohne Schubesuch als Extraneer an der Staatlichen Baugewerkschule Berlin-Neukölln die Abschlussprüfung als Vermessungstechniker ab. Am 2. Oktober 1942 erhielt er von der Staatsbauschule in Berlin-Neukölln das Diplomzeugnis als Ingenieur für Vermessungstechnik.

Am 11. Mai 1929 heiratete Heinrich Wirth die Verkäuferin Clara Else Getrud Wirth, geb. Ölberg, in der Luisenkirche Charlottenburg, die am 22. Januar 1932 einen Sohn, Günter Wirth gebar. Kurz nach dessen Geburt wurde sie schwerhörig und auf einem Ohr taub. Sie starb am 18. Juli 1988 in Berlin-Spandau.

Vom 16. Februar 1925 bis 30. Juni 1926 war er beim Bezirksamt Weißensee als Vermessungssekretär auf Probe tätig und wurde am 1. Juli 1926 in das Beamtenverhältnis übernommen, in der Dienststellung Stadtgeometer mit ministerieller Genehmigung zur Ausführung von Urkundsmessungen. Seine Tätigkeit war im Planungsamt, das mit dem Vermessungsamt personell eng verbunden war. Am 17. Oktober 1935 wurde ihm das SA-Werhrsport-Abzeichen in Bronze verliehen.

1938–1945

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Zu diesem Abschnitt gibt es Zeitzeugen-Wissen.

Seine militärische Ausbildung bekam Heinrich Wirth vom 7. März 1938 bis zum 6. Mai 1938 bei dem als "Die Maikäfer" bekannten Infanterieregiment 69, einem traditionsreichen Fusilier- Regiment in Jüterbog, bei der 15.Kompanie E/J.R.69.

Am 6. Mai 1938 wurde er aus dem Heer als Unterführer-Anwärter entlassen und am 26. August 1939 zum aktiven Wehrdienst in die 1.Battr.Verm.-Lehr u.Ers.-Abt. einberufen. Er machte den Feldzug in Polen und Frankreich als Trigometer bei einer Feldeinheit mitOKH. In Frankreich vermaß er mit seiner Abteilung die gesamte französische Kanal- und Atlantikküste bis hinab zur Biskaya. Er wurde zum Gefreiten, Obergefreiten und zum Unteroffizier befördert. Am 1. Oktober 1942 wurde der Unteroffizier Heinrich Wirth zum Feldwebel befördert und der 2./Kdt.-Abt. Stabsgruppe Ch H Rüst u BdE IM OKH zur Abteilung für Kriegskarten und Vermessungswesen in die Bendler Straße versetzt.

Staabsfeldwebel Heinrich Wirth, OKH Berlin Bendlerblock, 1942

Am 1. September 1943 wurde dem Feldwebel Heinrich Wirth vom Generalstab des OKH das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern verliehen.

Datei:KVK II. Klasse mit Schwertern.jpg
Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern

Ende 1943 wurde seine Abteilung nach Saalfeld/Thüringen in die Schokoladenfabrik Mauxion verlegt, wo er als Stabsfeldwebel die Abteilung für stereometrische Luftbildauswertung und Erstellung bzw. das Zeichnen von Kriegskarten leitete. In dieser Abteilung in Kompaniestärke dienten Frauen und Männer mit geeigneten Berufen, wie Vermessungsbeamte, Lithografen, Grafiker, Buchillustratoren, Kartenzeichner und auch Kunstmaler.

Während der Schulferien 1943 bekam Heinrich Wirth Besuch seines Sohnes Günter Wirth aus Preußisch-Holland/Ostpreußen. Er behielt ihn nach den Ferien in Saalfeld, ließ seine Ehefrau und Schwiegermuter nachkommen, erhielt eine kleine Einzimmerwohnung, schulte Günter Wirth in Saalfeld ein. Nach zwei Wochen wurden alle Schulen geschlossen und in Lazarette umgebaut.

Ende 1944 kam der Befehl des OKH, die Dienststelle aufzulösen, alles Kriegsmaterial zu vernichten und sich in Zweiergruppen in Richtung amerikanische Front durchzuschlagen. Heinrich Wirth kam in Gefangenschft und ins sogenannte Todeslager Bad Kreuznach. Nch sechs Wochen wurde er als in Saalfeld wohnender zu seiner dortigen Famlie entlassen. Am 26. Juni 1945 bekam er von der amerikanischen Militärverwaltung Saalfeld den amtlichen Entlassungsschein und wurde als Saalfelder Landmesser für Arbeitsfähig erklärt. Da Ende 1944 die Haushälterin von Günter Wirth's Quartiersfamilie in Pr. Holland zu der Familie Wirth nach Saalfeld geflohen war, mußte Heinrich Wirth nun mit 5 Personen in der kleinen Wohnung mit zwei Betten leben.

Als Thüringen 1945 den Russen übergeben wurde, war der Weg frei, nach Berlin zurück zu kehren. In Berlin fand Heinrich Wirth nur noch das halbe Haus vor, Treppenhaus, Küche und Bad hatte eine britische Luftmine weggerissen. Zu fünft wurde der Familie ein Zimmer im Nebenhaus zugewiesen.

1946–1978

Heinrich Wirth wurde entnazifiziert, arbeitete vorübergehend als Tischler und reparierte in Gaststätten die Fenster, bis er beim Bau des Tegeler Flughafens als Vermessungsfachmann gebraucht wurde. Am 31. Juli 1954 wurde er als Stadtgeometer in Schöneberg eingestellt und erhielt die Ernennungsurkunde als beamteter Stadtinspektor in Schöneberg.

Am 8. Juni 1965 wurde er zum Vermessungsoberinspektor ernannt. Am 30. Juni 1967 ging er nach 40jähriger Tätigkeit im öffentlichen Dienst in den Ruhestand. Er verstarb am 9. Januar 1978 in Berlin-Spandau.