Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei/Zeitzeugnis

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5.2 NSDAP-Mitgliedschaft auch ohne Zustimmung?

Zeitzeuge: Peter Cüppers

Ich hatte persönlich auf Befehl "von oben" (= HJ-Bannführung Dresden; das galt also zumindest für den Stadt- und Landkreis Dresden) 1944 eine solche Liste mit maximal 18 % des männlichen Jahrganges 1927 zu erstellen und abzuliefern. Es war deshalb nicht möglich, sich selber darum zu bewerben. Der männliche Jahrgang 1927 umfasste damals in Deutschland 600.000 von reichlich 78 Millionen EW (vgl. WP:Volkszählung 1939). Das sind rund 0,75 % der Gesamtbevölkerung. Bei 2 Ortschaften mit zusammen 14.000 Einwohnern also etwa 105 Personen. Davon 18 % ergibt eine Liste mit maximal 19 Namen. Ich habe mit allen gesprochen (was nicht vorgeschrieben war und deshalb woanders nicht geschehen sein mag) - aber keiner hat irgend etwas unterschrieben oder unterschreiben sollen. Übrigens waren alle einverstanden, andernfalls wäre ein Anderer auf die Liste gekommen. Ich bekam jedoch von einem - prominenten - Vater einen bösen Brief, warum ich seinen Sohn nicht gemeldet hätte. Ich sollte ihn nachmelden, weil er seinem Sohn "keine zukünftigen Wege verbaut sehen" möchte. Auch Andere haben mir Ihre Nichtmeldung "als Zurücksetzung" übelgenommen, aber außer einer mündlichen Beschwerde darüber nichts dagegen unternommen. Ich hatte als Argument dagegen immer nur die vorgegebene 18 %-Grenze. So sah 1944 die Praxis hierzu aus. Die "maximal 18 %" sind ein interessantes Detail, was ich noch nirgends in der Literatur gefunden habe. (29. Mai 2012 [1] Peter Cüppers)